Süd-Spanien, 25. bis 29. März 2019
Hydroponische Anlagen
New Growing System (NGS) in Pulpi-Almeria bildete den Startpunkt der fünftägigen Tour. Es ist ein Unternehmen, das sich mit der Entwicklung, Planung und der Errichtung hydroponischer Systeme befasst. Das Portfolio reicht von Kleinanlagen bis hin zu schlüsselfertigen Projekten mitsamt Gewächshaus und Inneneinrichtung. Es wurden bereits weit über 1.000 Projekte weltweit realisiert. Das selbst entwickelte V-Form-System ermöglicht die hydroponische Produktion sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus und ist in verschiedenen Ausführungen für Blatt und Fruchtgemüse verwendbar.
Neue Sorten für den Klimawandel
Die Zuchtstation des niederländischen Saatgutproduzenten Bejo testet neue Sorten unter den an diesem Standort vorherrschenden klimatischen Bedingungen. Insbesondere Hitze und Trockenheit, aber auch die Toleranz gegen bakterielle und virale Krankheiten stehen im Fokus. Die neuen Züchtungsziele sind Geschmack, Widerstandsfähigkeit und reduzierter Wasserverbrauch.
Punktgenaue Bewässerung
Imposant war auch der Besuch bei Behr Iberia, einer Tochter des deutschen Gemüseproduzenten. Auf über 1.000 Hektar werden hier in den Wintermonaten verschiedenste Salate für den europäischen Markt produziert. Auch 15 Hektar Gewächshausfläche für den Anbau von Fruchtgemüse gehören zum Betrieb. Als Herausforderung in der Region konnte die große Wasserknappheit identifiziert werden. Punktgenaue Bewässerung und der Einsatz von Entsalzungsanlagen helfen bei der Bewirtschaftung. Wenn die Winterproduktion abgeschlossen ist, werden viele Mitarbeiter und zahlreiche Maschinen nach Deutschland befördert, um hier die Sommerproduktion durchzuführen.
Verpackt für ganz Europa
Die Kommissionierung und teilweise Verarbeitung von geernteten Salaten konnte bei der Rizzi Group Iberica in Augenschein genommen werden. Zunächst werden alle Lieferungen in einer speziellen Vakuumkühlung innerhalb von 25 Minuten auf 2°C heruntergekühlt, um die Frische zu erhalten. Anschließend erfolgt die Weiterverarbeitung und Verpackung. Beliefert werden unter anderem Deutschland, Großbritannien, Russland und Frankreich.
900 Millionen Jungpflanzen
Semillero Plantiagro in Puerto Lumbrera ist Spaniens größter Produzent von Gemüsejungpflanzen. Bis zu 900 Millionen Stück werden im Jahr angezogen und vermarktet. Dabei stößt das Unternehmen trotz großzügiger Automatisierung an seine Grenzen. Produziert werden biologische und konventionelle Jungpflanzen für ganz Spanien. Hierzu gehören u.a. Brokkoli, Salate, Zwiebeln, Minizwiebeln und Lauch aber auch Fruchtgemüsejungpflanzen wie Honig- und Wassermelonen, Tomaten und Paprika.
3.100 Anbauer organisiert
Der dritte Tag der Fachexkursion startet bei UNICA, der größten Erzeuger- und Vermarktungsorganisation für Obst und Gemüse in Spanien mit Sitz in Almería. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von 16 Kooperativen mit insgesamt über 3.100 verschiedenen Anbauern in ganz Spanien. Durch den großen Zusammenschluss können knapp 100 verschiedene Produkte angeboten werden, wobei 75 % der Ware in Europa vermarktet werden. Ein Achtel der zuliefernden Produktionsflächen sind bereits nach ökologischen Richtlinien zertifiziert – Tendenz steigend. Aber auch die konventionellen Anbauer der Kooperative müssen sich an strenge umweltgerechte Produktionsstandards halten. So ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln untersagt und es werden flächendeckend Nützlinge zur Schädlingsregulierung eingesetzt.
Papaya Anbau
Ökologie und Ökonomie im Blickpunkt
Die bereits 1975 von einer regionalen Bankengruppe gegründete Versuchsstation Las Palmerillas de Cajamar, 20 km westlich von Almería, beschäftigt sich mit ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten des Obst- und Gemüseanbaus in der Region. Aktuelle Forschungsthemen sind u.a. Bewässerungstechnik, Digitalisierung, nachhaltiger Anbau, Klimasteuerung und Belichtung im geschützten Anbau. Die Tomate stellt einen Schwerpunkt in den Forschungsarbeiten der Versuchsstation dar.
Neben der Optimierung des Anbaus rücken auch verstärkt ökologische Aspekte in den Fokus der Forschung. So werden derzeit Versuche mit verschiedenen Kräutern angestellt, die als Lockpflanzen für Schädlinge dienen, um früh genug den Bedarf eines Nützlingseinsatzes erkennen und gleichzeitig die Biodiversität in den Anlagen erhöhen zu können. Die Obstbauabteilung beschäftigt sich aktuell u.a. mit der Bestäubung von Obstkulturen durch Fliegenarten, aber auch mit dem geschützten Papayaanbau.
Veredelung nur durch Frauenhand
Semilleros Saliplant in Carchuna ist ein Jungpflanzenbetrieb im Familienbesitz. Bis zu 300 Arbeitskräfte werden zu Spitzenzeiten beschäftigt. Jährlich werden rund 140 Millionen biologische und konventionelle Gemüsejungpflanzen erzeugt. 90 Prozent davon auf Bestellung. Die Kunden kommen dabei aus dem In- und Ausland. Nach der automatisierten Aussaat kommen die Anzuchtplatten in einen der fünf Keimräume, um dort optimal starten zu können. Eine Spezialität des Betriebes ist das Veredeln. Hierfür arbeiten 50 Frauen in zwei Schichten. Aufgrund der filigranen Tätigkeit arbeiten in diesem Betriebsabschnitt ausschließlich Frauen. Pro Stunde schafft es eine Arbeitskraft rund 200-300 Pflanzen zu veredeln.
Minigemüse auf 810 Hektar
Cooperativa Granada La Palma in Carchuna ist spezialisiert auf Mini-Gemüse. Im Bereich Cherry-Tomaten ist die Genossenschaft europäischer Marktführer. Für die Kooperative arbeiten 691 Bauernfamilien aus der Region. Sie bewirtschaften 810 Hektar. Zum Produktsortiment gehören diverse Tomaten-Raritäten, Snack- und Schlangengurken, diverse Snack-Paprikas, tropische Früchte wie Mango, Avocado, Cherimoya und andere besondere Kulturen wie zum Beispiel lange Aubergine, besonders farbige Stangen- und Buschbohnen. La Palma legt Wert auf einen geringstmöglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und forscht selbst an optimalen Anbaubedingungen. Die Arbeit mit Nützlingen hat Vorrang und der Einsatz von PSM konnte in den vergangenen Jahren um durchschnittlich 66 % gesenkt werden. 90 % der Produktion sind für den Export in die EU bestimmt, der Rest wird nach Israel, USA und einige andere Länder exportiert.
Spanische Bio-Raritäten
Die Finca Los Matagallares ist eine nur 1 Hektar große Farm für exotische Südfrüchte. Angebaut werden vor allem Mandeln, Japanische Mispeln, Mangos, Avocados, Bananen und Cherimoyas. Bereits seit 1997 hat sich das Unternehmen der biologischen Betriebsweise verschrieben und galt darin lange Zeit als Vorreiter. Biologische Vielfalt und die Förderung von Nützlingen sind dem Besitzer der Farm besonders wichtig. Das Wasser für die Bewässerung wird aus einem in den 1960ern angelegten Kanal beschafft. Dieser hat den Fruchtanbau auf der Anlage erst möglich gemacht.
Österreich, 26. Mai bis 1. Juni 2019
Genuss-Bauernhof Hillebrand
Mit Marketing und guten Produkten zum Erfolg
Erste Station der sechstägigen Österreichreise war der Genuss-Bauernhof Hillebrand, ein direktvermarktender Familienbetrieb in Grazerfeld. Zum selbsterzeugten Sortiment gehören über 40 Sorten Gemüse, die auf 30 ha Fläche angebaut werden. Alle Verkaufsprodukte, auch Zukäufe, wie Fleisch, Milch, Brot etc., werden in der Region erzeugt. Besonderes Augenmerk fällt daher auf die Saisonalität des entsprechenden Angebotszeitraumes. 70 Tonnen Sauerkraut werden verarbeitet und offen verkauft. Die Stärke des Unternehmens liegt in Marketing und der Kommunikation mit seinen Kunden.
Der Klimawandel als Herausforderung und Chance im Gemüsebau
Die Tätigkeit der Versuchsstation für Spezialkulturen in Wies in der Südweststeiermark ist auf praxisnahe Versuchsarbeit für Gartenbaubetriebe ausgerichtet. Kulturversuche bei Gemüse, Zierpflanzen, Kräutern und Raritäten gehören ebenso dazu wie die Erhaltungszüchtung. Ein aktueller Schwerpunkt im Freiland liegt in der Testung klimatoleranter Salatsorten sowie der Testung von Minimelonen. Im Gewächshaus werden u.a. verschiedene Ingwerherkünfte getestet. Der teilweise bio-zertifizierte Betrieb verzichtet weitgehend auf PSM und setzt auf Nützlinge und Pflanzenstärkungsmittel.
Heidelbeergarten im Greith
Ein Paradies für Beerenliebhaber
Der Heidelbeergarten Gosch in St. Ulrich im Greith produziert seit Ende der 1970er Jahre Kulturheidelbeeren. Seit 2015 ist der neue Betriebseigentümer auf der Suche nach Alternativen und testet u.a. die Haskapbeere (Maibeere). Verkauft werden die Anbauprodukte frisch an Endkunden, Großhändler und die Gastronomie. Der Direktabsatz wird unterstützt durch die Herstellung und Vermarktung von Fruchtbränden, Marmelade, Saft und getrockneten Heidelbeeren. Ziel ist es den ehemals biologisch wirtschaftenden Betrieb wieder in diese Anbauform zurückzuführen.
Firma Schillinger in Straden
Mit Nischenprodukten zum Erfolg
Die Firma Schillinger in Straden hat sich im Rahmen einer unternehmerischen Neuausrichtung für ein Nischenprodukt entschieden. Sie produziert hauptsächlich Konserven in Einmachgläsern. Alle Kulturen dafür, wie etwa Paprika, Tomaten, Senf, Kürbis und Essiggurken baut die Gärtnerei auf insgesamt 10 Hektar Fläche überwiegend biologisch selbst an. Im Winter liegt die Hauptarbeit in der Produktion von bis zu 20 Tonnen Sauerkraut. Weiterhin werden Kürbisse für die Ölgewinnung angebaut. Fazit des Unternehmers: „Es lohnt sich etwas Neues auszuprobieren und neue Wege zu gehen auch als keiner Betrieb um den Hof wirtschaftlich zu erhalten.“
Die Gemüsehaltestelle – direkt und wirtschaftlich
Der direktvermarktende Betrieb von Christa Wonisch, der ebenfalls in Straden liegt, produziert im steierischen Vulkanland zahlreiche Gemüsekulturen sowie Ölkürbis und Wassermelonen im Ackeranbau. Neben der Belieferung an die Gastronomie erfolgt der Absatz über eine sog. Gemüse-Haltestelle. Der nur 20 m² große Raum ist kameraüberwacht und steht den Kunden in der Zeit von 6 bis 22 Uhr im Selbstbedienungsmodell zur Verfügung. Das Projekt läuft sehr erfolgreich und wurde in der Region bereits mehrfach von anderen Anbauern kopiert.
Kröpfl’s Lindenhof
Breit aufgestellt
In Pöllau besuchten wir Kröpfl’s Lindenhof. Neben der Produktion von Rollrasen, einem Betriebsteil für den Garten- Landschafts- und Sportplatzbau und einer eigenen Legehennenhaltung baut der Betrieb u.a. Steierische Käferbohnen und Ölkürbisse an. Die Bodenbearbeitung erfolgt seit über 25 Jahren pfluglos. Gedüngt wird mit selbst hergestelltem Kompost. Zusätzlich werden zur Rotteförderung Effektive Mikroorganismen und Komposttees eingesetzt, die der Betrieb selbst herstellt. Das Unternehmen zeigt sich mit seinen vielen Standbeinen sehr zukunftssicher, besonders da die Betriebszweige in unterschiedlichen Branchen liegen.
Solidarische Landwirtschaft für 90 Familien
Der Biohof Zerfuchs in Dechantskirchen betreibt eine Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi). Inhaber Christian Zerfuchs übernahm den reinen Landwirtschaftsbetrieb mit Hühnerhaltung von seinen Eltern mit 21 Jahren und implementierte in den vergangenen zwölf Jahren eine Gemüseproduktion. Die Anerkennung als Biobetrieb erfolgte 2012. Die SoLaWi selbst besteht aus 90 Familien. Diese können ihre Anteile einmal pro Woche ab Hof abholen und treffen sich alle 2 Monate zur Besprechung aktueller Themen. Zum Angebotsspektrum zählen derzeit 30 verschiedene Gemüsearten und 100 verschiedene Sorten, u.a. Tomaten, Kohlrabi, Mangold, Lauchzwiebel und Möhren.
Nützlingseinsatz bei Paprika
Der Gemüsebaubetrieb Unger in Pamhagen nahe der ungarischen Grenze produziert ausschließlich Block- und Spitzpaprika. Die technischen Anlagen teilt sich das Unternehmen mit einem benachbarten Betrieb und spart so massiv Kosten ein. Weitere Kosteneinsparungen gelingen dem Betrieb durch ungarische Mitarbeiter, die täglich heimfahren sowie durch ein auf Nützlinge ausgerichtetes Pflanzenschutzprogramm. Außerdem ist die Verpackung der Ware in eine in der Nähe liegende Vermarktungsorganisation ausgegliedert. Seinen langjährigen Mitarbeitern vertraut das Unternehmen sehr und zahlt einen sehr guten festen Stundenlohn.
Gemeinsam stark
Die Seewinkler Sonnengemüse in Wallern ist eine Absatzorganisation mit 41 Produzenten, die in der Summe 25 bis 30 ha landwirtschaftliche Fläche bewirtschaften. Hauptkultur ist mit über 70 % Paprika, gefolgt von Frühkartoffeln und Jungzwiebeln. Insgesamt werden jährlich ca. 9.300 t Gemüse vermarktet. Hauptkunde ist der Lebensmitteleinzelhandel, allen voran REWE, Spar und Hofer. Der Paprika wird vollautomatisch nach Größe, Gewicht und Farbe sortiert und dem Kundenwunsch entsprechend abgepackt.
Roter Reis und andere Exoten aus dem Burgenland
Die Firma Unger Blumen und Kräuter in Wallern beschäftigt sich flächenmäßig überwiegend mit dem Anbau von Reis (rot, schwarz und weiß), der über den LEH vermarktet wird. Die Nachfrage dieses regional erzeugten Produktes ist sehr hoch und die jährlich produzierten 2,8 Tonnen innerhalb weniger Wochen abverkauft. Weiterhin werden exotische Jungpflanzen wie etwa von Süßkartoffel, Yams, Yakon, Kurkuma, Cassava und Ingwer erzeugt. Der Betrieb verfolgt eine ökologische Betriebsphilosophie. Sämtliche Jungpflanzen werden biologisch erzeugt.
Der schwimmende Salat
Die Zeiler Greenland GmbH aus Margarethen am Moos ist spezialisiert auf den Anbau hydroponischer Salate im Deep-Water-System. Die Salate schwimmen dabei auf einer mit Nährstoffen angereicherten Wasserlösung in einem 30 cm tiefen Becken. Durch eine LED-Zusatzbelichtung kann ganzjährig produziert werden, ohne dass es zu übermäßigen Aufheizung der Gewächshausluft kommt. An heißen Tagen sorgt eine Hochdrucknebelanlage für eine Temperaturabsenkung von bis zu 5 °C.
Aus Kaffeesatz wird Austernpilz
Das Start-Up Hut und Stiel aus Wien sammelt im gesamten Stadtgebiet Kaffeesatz ein und verwendet diesen zur Produktion von Austernpilzen. An drei Standorten werden wöchentlich bis zu 1,5 t Pilzsubstrat hergestellt. Dabei werden Nährstoffe und das Pilzmyzel zusammen mit dem Kaffeesatz in einem gewöhnlichen Erdmischer gemischt und in lange Plastiksäcke abgefüllt und in drei verschiedenen Phasen (Wachstum, Befeuchtung, Fruchtung) zur Ernte gebracht.
Bio-Pacht im kleinen Format
Der Biohof Radl in Wien betreibt u.a. auf einer Fläche von 2,5 ha eine Bio-zertifizierte Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi), sowie eine Verpachtung von Parzellen, die mit 13 Kulturen fertig bestellt dem Pächter im Frühjahr zur Pflege und natürlich zur Ernte übergeben wird. Die Pächter stammen vor allem aus dem 22. Bezirk. Es wird darauf geachtet, dass die jährlich wechselnden Flächen immer gut mit dem Auto oder mit der Straßenbahn erreichbar sind.
Weitere besucht Betriebe:
Red Tomatoes Produktions GmbH Zeiler in Enzersdorf an der Fischa, Gärtnerei Flicker in Wien, City Farm Augarten in Wien.
Niederbayern, 24. bis 25. Juni 2019
Eine Frucht zum Ernten und eine Frucht für den Boden
Der Bioland Gemüsebaubetrieb Rudolf und Monika Waas bewirtschaftet insgesamt 60 ha Fläche und wird seit 33 Jahren biologisch geführt. Heute werden rund 20 ha Zwiebel, 10 ha Kohl, 6-8 ha Sellerie, 6-8 ha Rettich angebaut sowie je nach Fruchtfolge Planung einige Hektar Getreide und verschiedene Sorten Tomaten und Gurken im Folientunnel.
Vermarktet werden die Produkte über die Niederbayerische Liefergemeinschaft für Bio-Gemüse, die wiederum Bio-Läden, Einzelhändler, Abo-Kisten und Bio-Ketten in ganz Bayern und Teile Baden-Württembergs bedienen. Die Düngung der Flächen erfolgt getreu dem Motto "eine Frucht zum Ernten und eine Frucht für den Boden", sodass nur geringe Mengen Dünger zugekauft werden müssen.
Regionales direkt vermarktet
Die Sagstetter & Söhne GbR in Wallersdorf ist ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb, der Flächenkulturen wie Einlegegurken, Zwiebeln, Zuckerrüben und Weizen anbaut, aber auch auf vier Hektar verschiedene Gemüsearten für die Direktvermarktung. Diese liegt dem Familienbetrieb besonders am Herzen. Das Angebotsspektrum umfasst Lauch, Zuckermais, Frühlingszwiebeln, Kraut, Sellerie, Radieschen, Kürbisse, Rettich, Spargel, Kräuter, Herbstrüben und Blumenkohl, außerdem wird Wurzelgemüse zugekauft.
Die Produkte werden in zwei Hofläden sowie auf drei Wochenmärkten angeboten. Sauberkeit ist hierbei oberstes Gebot. Außerdem legt der Betrieb Wert darauf zu vermitteln, wo die Ware herstammt und hält dafür eigens entwickeltes Marketingmaterial bereit.
Bio-Jungpflanzen kosten mehr
Der Betrieb Jungpflanzen Stefan arbeitet sowohl nach den Demeter Richtlinien, als auch auf konventionelle Weise. Er besitzt eine Kapazität bis zu 50 Millionen Jungpflanzen, die auf einer Fläche von 1,2 Hektar produziert werden. Angeboten werden grundsätzlich fast alle Kulturen nach Kundenwunsch.
Die überwiegende Jungpflanzenproduktion beschränkt sich jedoch auf verschiedenste Salate, Kohl, Fenchel, Chinakohl, Rucola, Rote Beete und diverse Kräuter. Die biologisch produzierten Jungpflanzen sind rund ein Drittel teurer als die konventionell produzierten Pflanzen. Grund dafür sind nicht zuletzt die höheren Preise für das Saatgut.
Demeterhof Stockner
Bio-Gemüse in großem Maßstab
Dass Bio-Gemüsebau auch in großem Maßstab funktioniert, zeigt der Demeterhof Stockner. Die Gründung des Hofs geht auf das Jahr 1986 zurück, er wird heute in zweiter Generation geführt. Stockner produziert auf 130 ha Gemüse nach Demeter-Richtlinien. Der Betrieb baut Freilandgemüse an, wobei die Flächen extensiv bewirtschaftet werden und in der Regel mit nur einer Kultur pro Jahr belegt werden.
Vor und nach dem Gemüse stehen Zwischenfrüchte und Gründüngungen, hauptsächlich Leguminosen, um den Nährstoffbedarf der Verkaufskultur abzudecken. Vermarktet werden die biologischen Produkte über den Naturkost-Großhandel im süddeutschen Raum, Abo-Kisten-Betriebe, den Lebensmitteleinzelhandel und andere.
Weiterer besuchter Betrieb:
Sprinz Gemüsebau GbR in Landau
Nord- und Ostdeutschland, 7. bis 13. Juli 2019
Der lange Weg zum Ginseng
Die Flora Farm Ginseng in Walsrode ist der Ausgangspunkt für eine einwöchige Betriebsreise durch Nord- und Ostdeutschland. Auf rund 100 ha werden Hafer, Heidelbeeren und Ginseng (9 ha) angebaut. Ginseng ist eine pharmazeutische Pflanze aus Asien, die nicht leicht zu kultivieren ist. So ist es nötig die Anbauflächen von April an zu beschatten, da die Pflanzen natürlicherweise im Wald vorkommen. Erst nach sechs Jahren kann Ginseng geerntet werden.
Die Pflanzen sind extrem empfindlich, sodass die Unkrautbekämpfung ausschließlich von Hand (ohne Hacke) erfolgt. Zusätzlich muss eine Anbaupause von 25 Jahren auf den Kulturflächen eingehalten werden.
Gemüsebau Uhrbach in Winsen Luhe
13 Kulturen auf 500 Hektar
Der Gemüsebau Uhrbach in Winsen Luhe befindet sich bereits in dritter Generation. Die heute etwa 220 ha Fläche wird jährlich mehrfach genutzt, sodass sich eine effektive Nutzfläche von ca. 500 ha ergibt. Der Betrieb baut insgesamt 13 Kulturen an, hauptsächlich aber Eissalat, Schwarzwurzeln und Knoblauch. Jährlich werden etwa 50% der Flächen mit anderen Landwirten getauscht, sodass eine relativ gute Fruchtfolge eingehalten wird. Ein Betriebszweig beschäftigt sich nur mit fertig geputzten, geschälten, geschnittenen und anschließend verschweißten Gemüsearten wie Kürbis oder auch geraspelten Rot- und Weißkohl, vor allem für Großabnehmer.
Ein Zeitgeist-Unternehmen
Die Firma Behr Gemüsegarten GmbH in Ohlendorf ist aus dem traditionsreichen Familienbetrieb Behr entstanden, der bereits seit 1882 Gemüse im Freiland produziert. Anfang der 1980er Jahre gelang dem Unternehmen der große Durchbruch, indem es gelang als erstes Unternehmen Eissalat in Deutschland zu produzieren. Durch den großen Erfolg wurden Anbaufläche und Anbautechnik schnell vergrößert.
Ein Anbausystem entstand, was die Bodenvorbereitung, Pflanzung, Düngung, den Pflanzenschutz und die Ernte auf einer Breite von 12 m in einem Durchgang ermöglichte. Inzwischen zählt das Gesamtunternehmen zu den größten Gemüsebauern Europas und produziert ganzjährig durch Betriebsteile in Spanien. Innovation und Zeitgeist spielen bei Behr eine entscheidende Rolle. Bio- und Convenienceprodukte gehören genauso zum Sortiment wie innovative Vermarktungs- und Anbaukonzepte für Gemüse.
Aus ökonomischen Gründen ökologisch
Die Gebrüder Langmaack GbR in Westerdeichstich stellte 2001 ihren Gemüsebaubetrieb aus strategischen Gründen auf Bio um. Auf den heute ca. 170 ha großen Flächen in der Marschregion werden in ausgeglichenem Verhältnis Kartoffeln, Möhren, Kopfkohl, Erbsen und Kleegras angebaut. Die Besonderheit am Marschland ist, dass es maximal 450 Jahre alt ist. Dieses Land wurde der Nordsee durch Eindeichung abgerungen.
Das Beikrautmanagement spielt im Betrieb eine übergeordnete Rolle und ist nur durch ein rigides Zeitmanagement erfolgreich zu handhaben. Striegeln, Hacken, Abflammen, aber auch die Handhacke kommen zum Einsatz. Aufgrund der Westwindlage und ständig frischer Luft vom Meer kommen Schädlinge wie Kartoffelkäfer, Läuse oder Erdflöhe nicht vor - ein Vorteile beim Pflanzenschutz.
Steckrüben für den Osten
Der Gemüsebaubetrieb Florian Jochims in Elpersbüttel produziert Steckrüben und Sellerie vornehmlich für Abnehmer in Mittel- und Ostdeutschland. Der Betriebsleiter setzt dabei schon seit mehreren Jahren auf pfluglose Bodenbearbeitung. Im Herbst wird dabei vier- bis fünfmal gegrubbert, anschließend tiefengelockert und zum Schluss werden die oberen 8 cm mit der Kreiselegge flach bearbeitet.
Im Frühjahr werden die Felder dann erneut mit dem Tiefengrubber bearbeitet und im Anschluss mit einer Kreiselegge und nachlaufender Walze bearbeitet, um Saat- oder Pflanzbeet vorzubereiten. Gründe für die pfluglose Bodenbearbeitung sind ein tragfähiger Boden, schnelleres Abziehen des Wassers, bessere Befahrbarkeit vor allem im Herbst bei der Ernte.
Rosenkohl und Chicorée
Der Betrieb Hofmann liegt in Timmendorf auf der Insel Poel bei Wismar und wurde 1992 von der aus Holland stammenden Familie gegründet. Auf 120 ha werden Rosenkohl und auf 100 ha Chicoréewurzeln für die Treiberei produziert. Der Rosenkohl wird ab Anfang April gepflanzt. Durch die immer trockener werdenden Frühjahre hat der Betrieb eine alte Feldspritze umgebaut, mit der sie die Jungpflanze angießen können.
Im August werden die Rosenkohlpflanzen geköpft, damit sie die Röschen bilden. Die erste Ernte findet im September statt und dauert meistens bis Mitte Ende Dezember. Die Chicoréepflanzen werden für eine leichtere Ernte auf Dämmen angebaut. Ausgesät wird nicht vor dem 10. Mai aufgrund der Gefahr von Spätfrösten und zu niedrigen Temperaturen, bei denen das Saatgut nicht aufläuft.
Während der Kulturphase ist es nicht möglich mit Herbiziden zu arbeiten, da im Chicoréewurzelanbau keine Mittel zugelassen sind. Eine Besonderheit bei der Ernte ist, dass das Blatt genau auf 4cm länge abgeschlegelt werden muss, da nur so anschließend in der Treiberei der Spross sauber austreiben kann.
Die Beeren für den Saft
Der Demeter-zertifizierte Bio Obsthof Frehn ist Teil des Frehn Unternehmens, das in abgeschiedener Lage im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg liegt. Auf 337 ha wird Beerenobst für die Saftproduktion produziert. Neben schwarzer und roter Johannisbeere werden hauptsächlich Sanddorn und Aronia angebaut. Neu hinzukommen soll Hagebutte, deren Nachfrage zunehmend steigt. Das Unternehmen führt daher verstärkt Anbauversuche für diese Kultur durch.
Die Flächen für Aronia werden voraussichtlich verkleinert, da der europaweit ausufernde Anbau dieser Kultur zu einem Preisverfall gesorgt hat.
Die Ernte von Beerenobst für die Verarbeitungsindustrie erfolgt maschinell, mit Ausnahme des Sanddorns. Hier werden die fruchtenden Ruten mit Spezialscheren geschnitten und komplett auf 22 °C schockgefrostet. Anschließend können die gefrorenen Beeren einfach und schonend abgeschüttelt werden.
Katz Biotech AG
Nützlinge, Schädlinge und Fischfutter
Der bekannte Nützlingsproduzent Katz Biotech AG wurde 1992 gegründet und hat seinen Produktionsbetrieb im brandenburgischen Baruth/Mark angesiedelt. Die Nähe zu einem Heizkraftwerk ist bewusst gewählt, um ganzjährig den Wärmebedarf von 20 °C im Produktionsgewächshaus zu gewähren. Gezüchtet werden drei Produktlinien – Nützlinge, Schädlinge und Futterinsekten.
Zwölf Nützlingsarten werden für den Einsatz in Landwirtschaft und Gartenbau produziert. Schädlinge werden einerseits als Nahrung für die Nützlinge vermehrt, andererseits gibt es Abnehmer, zum Beispiel im Bereich Pflanzenschutzmittelerzeugung. Ein junger Betriebszweig ist die Herstellung von Fliegen als Futter für die Fischzucht - geerntet werden 600 kg pro Woche.
Das Unternehmen betreibt in Berlin einen Forschungsstandort.
Derzeit entsteht in Dorfnähe ein Neubau, um die Produktionsfläche zu verdreifachen.
Weitere besuchte Betriebe:
Carsten Meyer in Bardowick, Gemüsebau Axel Meyer in Vögelsen, Agrar Management GmbH in Stelle Rosenweide, Gemüsebaubetrieb Sören Beckmann in Friedrichskoog, Hof Denisssen in Wöbbelin, Hof Grünhagen in Wernikow